Onomastik ist die wissenschaftliche Bezeichnung für "Namenskunde", also für die Wissenschaft, die
sich mit Bedeutung und Herkunft der Vor- und Familiennamen beschäftigt.
Da gibt es viele schlaue Bücher. Ingo fand eins von Jürgen Udolph: "Professor Udolphs Buch der Namen",
das er mir Weihnachten 2005 schenkte und gleichzeitig einen Wink mit dem Zaunspfahl gab, ich solle mich
doch mal um die Herkunft unseres Familiennamens kümmern. Leider ergab dieses Werk von
Prof. Jürgen Udolph, Deutschlands einzigem Professor für Onomastik an der Universität Leipzig, keine
direkte Erklärung für unseren Namen. Den dortigen und anderen Literaturhinweisen muss noch
nachgegangen werden:
Leider gibt es für unseren Namen keine eindeutige Erklärung; ich kenne drei Deutungsversuche, die ich mit steigender Plausibilität nennen möchte:
pudło = Schachtel
Also pudłarsz = Schachtelmacher, vielleicht auch Kistenmacher, also so was Ähnliches wie ein Sargschreiner. Das könnte sogar bei der Pestepidemie von 1709 bis 1711, die damals über Europa hereinbrach und in Ostpreußen verheerende Auswirkungen hatte, ein vielgefragter Handwerksberuf gewesen sein. Bekanntlich ist der Name vieler Menschen vom Beruf eines Vorfahren abzuleiten (Schmidt, Müller, Schneider, Bauer usw.)
Wie schon angedeutet waren die Vorfahren mit großer Wahrscheinlichkeit Prußen. Zu diesem westbaltischen Volksstamm gehörten auch die Unterstämme der Galinder und Sudauer. Letztere wohnten damals im Kreis Oletzko, der auch Heimat einiger Namensträger vor 1945 war. Die Sprache beider Stämme - das Westbaltische - ist im 17. Jahrhundert ausgestorben, weil die Bevölkerung allmählich die Sprache der deutschen Zuwanderer annahm, denn auf die Christianisierung der Prußen durch den Deutschen Orden war eine Einwanderungswelle aus dem Westen gefolgt.
Man weiß, dass das Westbaltische eng mit den ostbaltischen Sprachen, wie dem Litauischen oder dem Lettischen, zusammenhängt. So kann man aus diesen Sprachen Rückschlüsse auf die Sprache der Prußen ziehen. Im Litauischen könnte man auch die Bedeutung
pudlat = Wuschelkopf,
herleiten. Das schien im jugendlichen Alter sicher zu meinem Äußeren gepasst zu haben. Meine Mitschüler mussten nicht lange nach einem Spitznamen für mich suchen: “Pudel”. pudelis bedeutet übrigens auch im Litauischen “Pudel”, wie man aus der nebenstehenden Seite mit “pud” aus dem Litausch-Deutschen Wörterbuch von Alexander Kurschat (Vandenhoeck & Rupprecht, 1972, Band III, S. 2026) entnehmen kann, die auch die möglichen Erklärungen des Namens als Schachtelmacher bzw. Wuschelkopf bezeugt. Um diese Seite vergrößert anzusehen, genügt ein Klick auf die obige Grafik.